Ein herausforderndes Jahr geht zu Ende

Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz geht in seinem Grußwort zum Jahreswechsel vor allem auf den Krieg in der Ukraine ein. Insbesondere auf die Situation der Menschen in Oberhausens Partnerstadt Saporishja.

© Stadt Oberhausen

Grußwort Oberbürgermeister Daniel Schranz zum Jahreswechsel 2022/2023

Liebe Oberhausenerinnen, liebe Oberhausener,


ein herausforderndes Jahr liegt hinter uns. Und auch, wenn wir das Etikett „herausfordernd“ in der jüngeren Vergangenheit immer wieder verwenden mussten, ist der Einschnitt 2022 politisch besonders tief: ein Krieg in Europa – damit hatten vor zwölf Monaten nur die wenigsten gerechnet.


77 Jahre nach Ende des zweiten Weltkrieges, mehr als 30 Jahre nach Ende des Kalten Krieges und Jahrzehnte nach Ende der Balkankriege war Frieden in Europa für die meisten zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wie kostbar dieser Frieden aber tatsächlich war und ist, wird uns durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine nur zu bewusst.


Denn die Auswirkungen dieses Krieges sehen, spüren und erleben wir seit zehn Monaten auch in Oberhausen. Unsere Stadt ist um mehr als 3200 Menschen gewachsen. Sie würden sicher lieber heute als morgen wieder zurück in ihre Heimat gehen – wie lange sie bei uns bleiben müssen, um in Sicherheit zu sein, ist aber völlig offen.


Unsere Partnerstadt Saporishja leidet unter dem Raketenbeschuss Russlands, die Infrastruktur wird ebenso angegriffen und zerstört wie Wohnhäuser. Dass wir als Stadt – Stadtgesellschaft und Verwaltung – humanitäre Hilfe leisten, hat nach meiner Meinung tatsächlich nichts mit Wohltätigkeit zu tun, wie Präsident Wolodymyr Selenskyj vor einigen Tagen bei seiner Visite in den USA betonte. Vielmehr geht es darum, Freundschaft auch in schwierigen Zeiten zu leben und ein Volk zu unterstützen, das die territoriale Souveränität seines Landes und sein demokratisches System gegen den Angriff Russlands verteidigen muss.


Wir spüren den Krieg zudem auch in unseren Wohnungen und in unseren Portemonnaies: Putin setzt den Reichtum Russlands bei der fossilen Energie – und die Abhängigkeit des Westens davon – als Waffe ein, um die Unterstützung für den Widerstand der Ukraine zu unterminieren. Bislang zum Glück ohne nennenswerten Erfolg.


Mit Blick auf die Entwicklungen des vergangenen Jahres und die Auswirkungen auf unsere Zukunft, möchte ich drei Gedanken hervorheben, die mich trotz der vielen Herausforderungen sehr zuversichtlich stimmen.


1. Unser Staat funktioniert: Dass viele Menschen Unterstützung brauchen, um die finanziellen Auswirkungen des Ukraine-Krieges bewältigen zu können, ist allen klar – deshalb sind eben viele Milliarden Euro an Hilfe vorgesehen. Dass Strategien bei Bedarf angepasst werden müssen, gehört dazu, und diese Form des Krisenmanagements haben wir in der ja noch nicht beendeten Corona-Pandemie trainiert und angewendet. Wichtig bleibt – eben auch wie in der Pandemie – dass Demokratinnen und Demokraten gegen die Versuche von Spaltung eng zusammenstehen, zu denen Extremisten Krisen immer wieder nutzen wollen.


2. Solidarität macht uns stärker: Menschen, die Hilfe brauchen, zu unterstützen und zu schützen, macht das Netz, das uns verbindet – und im Notfall eben auch auffängt – beständiger. Auch das hat uns die Corona-Pandemie schon gelehrt, mit der wir uns ja auch das ganze vergangene Jahr über beschäftigt haben.


3. Wir investieren in die Zukunft: Auch wenn das Management akuter Krisen immer wieder eine Anpassung von Prioritäten erforderlich macht, verlieren wir weitere Zeithorizonte nicht aus dem Blick. Wir bauen den Multifunktionskomplex in Osterfeld, wir planen die neue Gesamtschule fürs Knappenviertel, um nur zwei Leuchttürme zu nennen. Und unsere Millionen-Investitionen in Schulen und Kindertageseinrichtungen zahlen sich doppelt aus: Wir bauen den über Jahrzehnte aufgelaufenen Investitionsstau ab und schaffen so eine zeitgemäße Bildungsinfrastruktur. Gleichzeitig legen wir für unsere Kinder und Jugendlichen wichtige Grundsteine für ihre Ausbildung und damit ihren Lebensweg. Beides macht Oberhausen fit für die Zukunft.


Auch das kommende Jahr wird Überraschungen, wird Herausforderungen mit sich bringen, so viel ist sicher. Sicher bin ich mir aber auch, dass wir sie werden meistern können, wenn wir als Gesellschaft zusammenhalten. Das hat Oberhausen in seiner Geschichte immer wieder bewiesen.


Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie einen guten Start in ein erfolgreiches, glückliches und gesundes Jahr 2023 voller Zusammenhalt und Zuversicht.


Herzlichst, Ihr Daniel Schranz

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