Lachgas - das macht die Kiosk-Droge mit dir

Lachgas trendet - auf Social Media, auf Partys, unter jungen Menschen und sogar bei Kindern. Wie leicht man die legale Droge bekommt - und warum eine Mitarbeiterin in der Suchtberatung Alarm schlägt.

© Ralf Rottmann/ Funke Foto Services

Was ist Lachgas überhaupt?

Lachgas ist die umgangssprachliche Bezeichnung für Distickstoffmonoxid. Es ist ein farbloses Gas und schmeckt leicht süßlich. Bis vor einigen Jahren und teilweise auch noch heute kommt es u.a. bei Zahnärzten zum Einsatz, um Patienten zu betäuben. In der Lebensmittelindustrie wird Lachgas zum Aufschäumen von Schlagsahne verwendet. Allerdings wird Lachgas auch bei uns am Niederrhein und im Ruhrgebiet immer öfter als legale Partydroge missbraucht. Experten warnen vor gesundheitlichen Gefahren. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat deshalb vor kurzem angekündigt, den freien Verkauf von Lachgas einschränken zu wollen.

Selbsttest: Wie leicht bekommt man es?

Wer Lachgas kaufen will, wird im Internet schnell fündig: Die Kapseln gibt es nicht nur auf Amazon - teils mit Geschmacksrichtungen wie "Pleasure Passion Fruit", "Wavey Watermelon" oder "Pretty Pineapple". Teilweise gibt es Luftballons direkt gratis dazu: Über die wird das Lachgas eingeatmet.

Im Ruhrgebiet und am Niederrhein sind außerdem spezialisierte "Lachgas-Taxis" unterwegs. Die versprechen eine Lieferung noch am selben Tag, teilweise bis 4 Uhr in der Nacht. Uns gelingt es, mit einem großen Anbieter von Lachgas in NRW zu sprechen, er möchte anonym bleiben. Viele würden direkt die großen 2-Kilo-Flaschen kaufen. Und: "Viele nehmen mehr, als eigentlich gesund ist", gibt der Verkäufer zu. Allerdings macht er auch klar: "Wir machen eine Ausweiskontrolle und verkaufen nicht an Minderjährige."

An guten Tagen vor Wochenenden verkaufe er bis zu 50 Lachgas-Flaschen pro Tag.

Die Preise reichen von 30 Euro für eine kleine Flasche bis zu 60 Euro für eine große. Trotzdem sagt der Anbieter, er freue sich auf das Lachgas-Verbot - die Klientel sei sehr schwierig. Jeder zehnte Kunde versuche, an Lachgas zu kommen, obwohl er noch minderjährig sei, sagt der Verkäufer.

Lachgas am Kiosk um die Ecke

Lachgas in einem Kiosk© Radio Emscher Lippe
Lachgas in einem Kiosk
© Radio Emscher Lippe

Lachgas gibt es aber auch an vielen Kiosken und Trinkhallen. Eine Kioskbetreiberin in Oberhausen, die anonym bleiben will, sagt zum Beispiel: "Das haben hier alle." Die Nachfrage sei da, vor allem am Wochenende. Allerdings versichert auch sie, niemals an Minderjährige zu verkaufen. Sie finde es sogar gut, wenn Lachgas künftig verboten werde. Ein Bottroper Kiosk bewirbt sein Lachgas sogar offensiv auf Tiktok - einer App, die vor allem von Kindern und Jugendlichen genutzt wird.

Auch Cengiz verkauft Lachgas in seinem "Onkels Kiosk" in Bottrop - noch. Er will Schluss damit machen, seitdem er weiß, wie gefährlich Lachgas werden kann. "Die Jugendlichen haben keine Stimme mehr, das ist nicht gut", berichtet er von den Konsequenzen, die er schon einmal bei seinen Kunden miterlebt habe.

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Drogenhilfe-Expertin aus dem Kreis Wesel warnt vor dem Konsum

© Radio Emscher Lippe
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Britta Dietrich ist Fachbereichsleiterin Drogenhilfe bei der Grafschafter Diakonie - Diakonisches Werk im Kirchenkreis Moers. Selbst habe sie zwar noch nicht mit abhängigen Lachgas-Konsumenten zu tun gehabt. Aber viele Schulen würden auf sie zukommen und fragen, wie man über die Gefahren von Lachgas aufklären könne. Sie sagt: "Es kann zu Hirnschäden kommen, Herz-Kreislauf-Störungen, Atemstillstand, Erfrierungen bis hin zum Tod." Vor allem, wer das Gas direkt aus der Flasche konsumiert, begibt sich in große Gefahr. Das Gas ist -55 Grad kalt.

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Tückisch sei, dass die schlimmen Konsequenzen meist nicht beim ersten Mal auftreten. "Ich konsumiere das, mir passiert nichts. Dann sage ich: Ich mache das nochmal. Und so steigert sich das solange, bis dann vielleicht doch mal was Schlimmes passiert." Das geplante Lachgas-Verbot vom Bundesgesundheitsminister findet sie richtig. Es müsse aber auch mehr Aufklärung betrieben werden.

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Bisher kaum Lachgas-Einsätze für unsere Rettungsdienste

Bei unseren Rettungsdiensten ist Lachgas bisher kein großes Thema. Die Einsatzkräfte im Kreis Wesel, Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen berichten auf Anfrage, bisher kaum Einsätze wegen der Party-Droge zu haben. Die Rettungsdienste in Mülheim und Oberhausen haben auf Anfrage nicht geantwortet. Einzelfälle gibt es aber: In Gelsenkirchen wurde im Januar dieses Jahres eine junge Frau nach dem Einatmen von Lachgas ins Krankenhaus gebracht.

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